I´m a Neanderthal Man
Da die Vertonung ebenso schlicht war wie die Lyrik, standen die Herren – rein imagemäßig betrachtet – ohnehin schon etwas ungünstig da. Und dann die Message: I'm a Neanderthal Man … und mein Vorschlag wäre … - aber, wie gesagt: es wurde ein Mega-Hit. Die Band hat es vorgezogen, sich umzubenennen. Unter dem Namen 10cc legte sie eine ansehnliche Karriere hin; das bekannteste Stück ist von 1975: I´m not in Love. Reichlich andere Musik, thematisch anders gelegen – obwohl: „in Love“ war der Neanderthal Man, also der Neandertaler, vermutlich auch nicht. Und nur er soll uns hier interessieren, und nicht etwa, ob irgendjemand oder gar er selbst gerade verliebt ist oder war. Insbesondere interessiert uns seine Speisekarte, schon allein deshalb, weil ein neues Forschungsergebnis vorliegt.
Diese dpa-Meldung rauschte gestern durch den gesamten Blätterwald: Bonn/Leipzig (dpa) - Der weltberühmte Neandertaler, dessen Skelett 1856 nahe der rheinischen Stadt Mettmann entdeckt worden ist, ernährte sich fast ausschließlich von Fleisch. Gut, Mettmann liegt ja auch im Neandertal. Vermutlich steht deshalb ebenda das Neanderthal-Museum. Dass hier auch der Spielfilm „Samba in Mettmann“ gedreht wurde, steht allerdings in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Neandertaler. Dies wird schon allein daraus deutlich, dass es nicht nur den Neandertaler, nämlich den aus Mettmann, gab, sondern noch eine ganze Menge mehr davon. Und zwar über ganz Europa verteilt, also mindestens, wenn nicht mehr als hunderttausend Jahre lang. Dann war er plötzlich weg, was komisch ist. Denn der hatte ganz schön den Bogen raus. Okay, den sowieso. Aber auch hirnchirurgisch war er ziemlich weit vorn, der Neandertaler. Stein genommen, rumms, Schädeldecke aufgemacht, und das Schönste: über 90 Prozent der Patienten überlebten. Okay, inzwischen haben unsere Chefärzte diesen Wert getoppt – aber trotzdem …
Ich meine, wenn es nicht an der Medizin gelegen hat, wird es wohl auch nicht an der Ernährung gelegen haben, dass er plötzlich nicht mehr da war, der Neandertaler. Sagt ja auch keiner. Nichtsdestotrotz: ausgestorben ist er schon. Aber warum nur? Da sagen nun die einen so, die anderen so. Der Mainstream behauptet, der Neandertaler sei sozusagen einem Völkermord zum Opfer gefallen. Täter sei der Sapiensmensch, also ein Typ Ihrer Sorte, gewesen. Dieser sei aus Afrika über die Türkei nach Europa eingewandert und habe den Neandertaler ausgerottet. Gut, so etwas kommt vor, und deshalb wird diese Mehrheitsmeinung auch im Wesentlichen von niemandem bestritten. Aber im Unwesentlichen meint eine qualifizierte Minderheit, dass es zwar selten, aber eben doch immer wieder zu Kreuzungen zwischen dem Urmenschen und dem Neandertaler gekommen sei. Wobei einer der beiden Beteiligten weiblichen Geschlechts gewesen sein musste, versteht sich, sonst bräche diese Theorie ja in sich zusammen.
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