Bestimmt darf ich das nicht, ganz bestimmt nicht: eine Fotomontage anfertigen mit den Köpfen von Janssen und Lewe auf die makellosen Körper der jungen Menschen in der blauen Lagune. Darf man ganz bestimmt nicht! Wäre aber auch wirklich eine Geschmacklosigkeit, im Grunde pervers. Ich meine ... wenn Sie wollen, können Sie sich ja selber so ein Poster anfertigen ... Ehe ich mich jetzt über Karl Janssen und die Karibik völlig verliere – kühlen Kopf, Werner (das bin ich – ich duze mich) und ganz sachlich zurück zum gestrigen Abend. Es kam nämlich noch doller als „Das ist hier wie bei Obama und Clinton“. Der nächste Satz im MVZ-Bericht – ehrlich jetzt, festhalten: „Die beiden Kontrahenten nehmen es stolz zur Kenntnis.“
Karl Obama oder Barack Janssen
Allerdings gibt es in der CDU Münster keine Vorwahlen. Was hier auch keineswegs angemahnt werden soll, obgleich ja Nachwuchspolitiker aus CDU und FDP sehr dafür sind. So wurde auch gestern Abend auf der Bezirkskonferenz nicht gewählt. Und auf den anderen fünfen auch nicht. Gewählt wird am 13. März – auf einer Funktionsträgerkonferenz. Also: wählen darf nur die Ratsfraktion zusammen mit verdienten Leuten aus den Bezirksvertretungen. Ich hoffe, die CDU Münster hat das juristisch prüfen lassen, dass das klar geht. Eigentlich muss der OB-Kandidat nämlich von einem Parteitag aufgestellt werden; nur: dann hätte unser Karl Janssen ja gar keine Chance. Der Duisburger Dezernent ist nämlich mit dem Fraktionsvorsitzenden und dem bisherigen OB-Amtsinhaber „vernetzt“. Der Andere ist der Parteivorsitzende. Entweder merkt der echt nichts, oder er darf nichts merken. Obgleich das Verfahren voll gegen „den Favoriten“, wie die MVZ“ meint, läuft, jubieliert er: „Wir waren in unserer Partei noch nie so demokratisch wie im Moment.”
Hatten wir auch gar nicht angenommen. Aber dass in einer westfälischen Großstadt ein CDU-Vorsitzender mit einem solchen Ausmaß entweder an Dämlichkeit oder an Selbstverleugnung oder an einer Mischung aus beidem ausgestattet ist, ist schon erheiternd. Lewe spielt schön mit bei der Inszenierung Hillary gegen Barack und hält sich wahrscheinlich für den schwarzen Mann. „Zwei sichtlich gut gelaunte Kandidaten“, die „was die Inhalte betrifft“ „ähnliche Akzente setzen“: Amerika in Westfalia. Karl Janssen kann Sympathiepunkte sammeln, beispielsweise als er darauf hinweist, dass in seinem Arbeitszimmer im Duisburger Rathaus ein Kreuz hängt. In puncto Religiosität hatte freilich der Controller von der Caritas etwas Vorsprung. In Amerika musste ebenfalls ein Kandidat mitten in der Kampagne an dieser Flanke schnell noch nachrüsten: Barack Obama. Da begann der Spurt.
Wieso bin ich vorgestern nicht darauf gekommen, dass der schwarze Mann bei uns Karl Janssen heißt? Habe ich ihn etwa vergessen? Nein, nein, keine Sorge, ich denke an unseren Beigeordneten – eigentlich immer. Ganz besonders an sein Mantra, das er jetzt immer vor sich herträgt, das Om, das er vor sich herspricht. Om, om, om, omrühren:
„Führen können, Sicherheit ausstrahlen“
Das ist die solide Basis unserer Beziehung. Wir beide kommen halt nur nicht dazu, wir haben so viel anderes im Kopf: er sich, und ich ihn.
Werner Jurga, 13.02.2008 (kursiv und blau hervorgehoben: Zitate aus der MVZ)
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